Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
11
stößt man hier und da bei Erdarbeiten auf solche Wohngruben, aus denen
mitunter Topsscherben, Steinwerkzeuge u. dgl. zutage gefördert Werden. Die
Geschichte bezeichnet sodann die ttelten als die Bewohner unserer Gegend,
deren Siedelungsgebiet vom 9.-4. Jahrhundert v. Chr. sich weithin nach
Nordosten und Norden bis zur'fulda und Schwalm erstreckte. Fast überall
erzählen uns Hügelgräber sowie die noch mannigfach von den Landleuten
aufbewahrten Steinäxte — Donnerkeile werden sie gewöhnlich genannt —
von der Kultur jener Urbewohner. Den Kelten folgten die Chatten, welche
im 4. Iahrh. v. Thr. in wilden Scharen von Osten hereinbrachen. Wo eine
Quelle, ein fruchtbares Tal lockte, da siedelten sie sich an, immer mehr von
Norden und Osten dem Rheine zustrebend. So hatten sie im Laufe der Zeit
die ganze Wetterau in ihren Besitz bekommen,*) um von da aus das Römer-
volk am Rhein ständig zu beunruhigen. Das änderte sich, als die Römer
unter Kaiser Domitian (81—96 n. Chr.) siegreich ins Thattenland vorge-
drungen waren (83 n. Thr.) und zum Schutze ihrer Besitzungen eine Grenz-
wehr anlegten. Unter Hadrian (117—138) wurde diese weiter ins Ger-
manenland vorgeschoben und ein neuer Grenzschutz, wohl nur aus einem
Palisadenzaun bestehend, geschaffen. Erst unter Taracalla (211—217) ent-
stand der Ausbau der 550 km langen Befestigungslinie von der Donau durch
Franken und Hessen bis zum Rhein, welche unseren Kreis in nördlicher
Richtung durchzieht und unter dem Namen Psahlgraben oder Limes bekannt
ist. Dieser Limes betritt bei Langenbergheim den Kreis Büdingen, zieht
an Rommelhausen und Oberau vorbei über Altenstädt, (Stammheim, Sta-
den), Bingenheim, Bisses, Schwalheimer Hof und Unter-Widdersheim und
setzt sich von da im Kreis Gießen fort. Überreste haben sich im Walde bei
Rommelhausen und am Forsthaus Bingenheim erhalten.**) Ts war somit
nur der westliche Teil des Kreises der römischen Herrschaft unterworfen,
das Gebiet, in welchem jetzt die Orte Altenstädt, höchst a. d. N., Oberau,
Tngelthal undhofoppelshausen, Leidhecken,Bingenheim, Heuchelheim, Get-
tenau, Echzell und Berstadt liegen. Manche der genannten Siedelungen sind
direkt römischen Ursprungs, wie Altenstädt und Echzell. Innerhalb der römi-
schen Umwallung entstanden eine Menge Verkehrswege, die als Römer-
straßen noch heute bekannt sind. Der größte Teil des Kreises blieb aber
in ständigem Besitz der Thatten, zu dessen Schutz sie feste Ringwälle auf
der Glauburg bei Stockheim, der hardeck bei Büdingen und anderwärts
angelegt hatten. Wie die Römer, so vermochten auch die zur Zeit der Völker-
Wanderung von Osten her vorstoßenden Stämme die Thatten nicht aus ihren
Wohnsitzen zu vertreiben. Ihr Name jedoch verschwindet seit dem 4. Jahr-
hundert ganz, später (um 720) werden sie als „Hessen" bezeichnet. ~
*) Die flnroöungen in den Tälern des Vogelsberges erfolgten roohl viel später,
im 9. und 10. Jahrhundert.
**) Suche den Limes auf der Karte auf!
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
33
Zu manchen Zeiten, namentlich wenn im Gebirge der Schnee zu tauen an-
gefangen, weit über die Ufer tretend. Hn den Bergeshängen zu feiten des
Tales reihen sich an Stelle der alten Wingerte und hutweiden fruchtbare
Obstgärten und Getreidefelder, von den Bergen schauen die Dörfchen
und Städtchen, winken die Burgen und Burgruinen längstvergangener Ge-
schlechter.
Da grüßt gleich bei Station Stockheim im Süden die 270 in hohe Glau-
bürg, ein Berg, dessen Rücken mit einem mehrere Meter hohen und etwa
1650 m langen, aus trockenen Erd- und Steinmassen bestehenden Wall um-
zogen ist. Zwei Eingänge führen durch diesen Wall, dem im Norden und
Nordwesten noch mehrere Wälle vorgelagert sind. Die ganze Knlage ent-
stammt offenbar der altgermanischen Zeit und diente den Bewohnern der
Umgegend beim 5lnzug von Feinden als Zufluchtsstätte. Innerhalb dieser
Umwallung entstand während des Mittelalters eine Burg, deren Überreste
im nördlichen Teil kürzlich freigelegt wurden. Diese Neichsburg Glauburg
wird in Urkunden 1247 und 1255 erwähnt, doch weiß man nicht, wann
und auf welche Weise sie eingegangen ist. Nach der Sage*) soll sie von dem
Grafen hartmann von Büdingen lange Zeit belagert, danach durch List
eingenommen und zerstört worden sein. Die Steine sollen bei der Erbau-
ung des Klosters Xonradsdorf Verwendung gefunden haben.
5lm Fuße des Berges zieht sich das Pfarrdorf Glauberg hin, das im
frühen Mittelalter eine bevorzugte Stellung unter den Dörfern der Um-
gegend einnahm, hier stand auch die Mutterkirche des alten Gerichts
(Ortenberg, die schon 1191 genannt wird. Von dieser rührt noch das hübsche
romanische portal der 1733 erneuerten Dorfkirche her. In neuerer Zeit
ist das Dorf durch seinen Zwiebelbau bekannt geworden. Der verkehrs-
reichste Ort der Gegend ist §tockheim am Kreuzungspunkt der Bahnlinie
Gießen—gelnhausen und Frankfurt—heldenbergen—lauterbach. Die vor
Jahrzehnten gegründete Zuckerfabrik an der Straße nach Glauberg ist jetzt
in eine Klebstoffabrik umgewandelt worden. In der Nähe des Bahnhofs
stehen die „Deutschen Milchwerke" von Dr. Sauer, welche Kindermilch nach
einem besonderen Verfahren herstellen und überallhin versenden.
Nicht weit davon liegt der ysenburgische Hof Leustadt, dessen Haupt-
gebäude dem 16. Jahrhundert entstammen und der um die Mitte des
18. Jahrhunderts von Anhängern Zinzendorfs bewohnt war. Nach dem Hof
benennt sich auch ein im Jahre 1857 gegründeter Unterstützungsverein von
Lehrern aus dem Kreise Büdingen, die „Leustädter pädagogische Gesell-
schaft . Kuf der rechten Nidderseite ist Effolderbach, das seinen seit alters
geführten Namen noch heute alle (Ehre macht (1034: Effolderbach, d.i.
*) Siehe <V. Glaubrecht: „Der Bergschäfer" in „Erzählungen aus dem Hessen-
lande".
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]